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Der Oberbefehlshaber der LSK Wladimir Michailow zu Perspektiven des Hubschrauberbaus in Russland

Der Oberbefehlshaber der russischen Luftstreitkräfte, Wladimir Michailow, hat sich in einem RIA-Nowosti-Gespräch zu Perspektiven des Hubschrauberbaus in Russland geäußert: RIA: Wie schätzen Sie Perspektiven des Hubschrauberbaus in Russland im Kontext des neuen Staatshaushalts für das Jahr 2005 ein?

Wladimir Michailow: Es sei präzisiert, dass der staatliche Rüstungsauftrag bislang noch nicht bestätigt ist, obwohl seine Hauptparameter mit zuständigen Verwaltungen in Teilstreitkräften abgestimmt sind. Auch der Etat selbst wird etwas korrigiert werden. Daher kann ich konkrete Summen noch nicht nennen.

Im Hinblick auf sensationelle Publikationen über das Schicksal des Hubschraubers „Ka-50 Schwarzer Hai" muss ich sagen, dass die Befürchtungen zu dick aufgetragen sind. Das stimmt, dass die 1995 in den Waffenbestand aufgenommene Maschine bis jetzt im Grunde genommen noch nicht in den Truppen eingesetzt wird. Aber das geschah aus Gründen, mit denen die Luftstreitkräfte nichts zu tun haben. Die Wirtschaftskrise, die Insolvenz und sonstige Probleme hatten den ohnehin schon bescheidenen Verteidigungsetat noch mehr gekürzt. Damals wurde nach meiner Meinung die einzig richtige Entscheidung getroffen, nämlich sich auf die Finanzierung perspektivischer Versuchs- und Konstruktionsarbeiten wie auch auf die Modernisierung des vorhandenen Flugzeug- und Hubschrauberparks zu konzentrieren. Ansonsten hätten wir jetzt nicht nur keine Konstruktionsbüros, sondern auch überhaupt keine Luftstreitkräfte gehabt.

Dennoch haben die Luftstreitkräfte und Hubschrauber-Konstruktionsbüros selbst in den schwierigsten Zeiten funktioniert. Die Firma Mil entwickelte den Hubschrauber Mi-28N „Nachtjäger". Getestet wurde auch der Ersatz für das berühmte „Arbeitspferd" der Fliegerkräfte Mi-8 - der modernste Transporthubschrauber Mi-38. In dieser Zeit nahm die Firma Kamow die Serienproduktion des Hubschraubers Ka-31 für die Radaraufsicht, konstruierte und erprobte den multifunktionalen Hubschrauber Ka-60 mittlerer Klasse, den die Truppen so sehr brauchen, wie auch modifizierte den Helikoper Ka-50 zum Zweisitzer Ka-52 „Alligator". Auch der „Schwarze Hai" wurde vervollkommnet. Bei Reportagen über das Manöver „Rubesch-2004" aus Kirgisien waren Änderungen im Design der Maschine deutlich zu sehen. Es wäre noch verfrüht, auf Details dieser Änderungen einzugehen. Aber ich bin sicher, dass unsere Luftstreitkräfte dank der Kamow-Firma neue Möglichkeiten haben werden.

RIA: Stimmt das, dass die Luftstreitkräfte sich weigern, die Arbeiten an der Ka-52 zu finanzieren und Ka-50-Maschinen zu kaufen?

Wladimir Michailow: Derartige Informationen entbehren jeglicher Grundlage. Seinerzeit hatten die Luftstreitkräfte immense Mittel in die Entwicklung des „Schwarzen Hais" nicht dafür investiert, um jetzt auf diesen Hubschrauber zu verzichten. Die Luftstreitkräfte lösen diverse Aufgaben, für die verschiedene Hubschrauber erforderlich sind. 2001 hatten zwei Ka-50-Maschinen Kampfaufgaben in Tschetschenien erfüllt, und zwar mit Erfolg, muss man sagen. Massenmedien brachten widersprüchliche Informationen über die Ergebnisse des ersten Kampfeinsatzes der Ka-50 „Schwarzer Hai". Jetzt kann ich offiziell erklären: Die Kampfaufgaben, die vor einer Angriffsgruppe von zwei Ka-50 und einem Hubschrauber für die Zielsteuerung gestellt wurden, wurden erfolgreich erfüllt. Später wurde dem Kommandeur der Gruppe der Titel „Held Russlands" zuerkannt. Aber es ist eine ganz andere Frage, dass es der Militärhaushalt damals nicht gestattet hat, die Truppen mit modernster Technik komplett zu versorgen. Deshalb galt die erste Priorität der Modernisierung von Mi-24-Hubschraubern, die für nächtliche Einsätze geeignet waren. Dieser Weg war mit den geringsten Kosten verbunden.

Dennoch waren wir uns darüber im Klaren, dass die Mi-24PN eine provisorische Lösung war, und setzten die Finanzierung der Versuchs- und Konstruktionsarbeiten auf dem Gebiet perspektivischer Maschinen fort. Das betrifft auch die Entwicklung des Zweisitzers Ka-52, der rund um die Uhr bei beliebigen Wetterbedingungen eingesetzt werden sollte. Dieser Hubschrauber absolvierte eine staatliche Erprobung und erhielt ein Flugtauglichkeitszeugnis. Unter Berücksichtigung des Zustandes des Programms und die im laufenden Jahr erzielten Resultate schlugen die Luftstreitkräfte vor, die Finanzierung der Arbeiten an dieser Maschine beachtlich aufzustocken. Aber auch der „Schwarze Hai" war nicht in Vergessenheit geraten. Wir haben vorgeschlagen, die Produktion von Ka-50-Hubschraubern 2005 wiederaufzunehmen.

Es sei betont, dass derartige Schritte nur dank der unbeirrten Position des Obersten Befehlshabers und Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, möglich geworden sind. Er plädierte für die Aufstockung des Militärhaushalts und für die Versorgung der Truppen mit modernster Technik. Das war auch der äußerst günstigen ökonomischen Lage im Lande zu verdanken, die es gestattete, Mittel für die Umrüstung der Armeefliegerkräfte aufzutreiben, ohne auch andere wichtige staatliche Programme zu beeinträchtigen.

RIA: Wie schätzen Sie Perspektiven für den Export neuer russischer Kampfhubschrauber ein?

Wladimir Michailow: Als sehr gut. Unsere Maschinen stehen ausländischen Hubschraubern in nichts nach und übertreffen diese sogar. Das hatte auch eine Ausschreibung in der Türkei vor Augen geführt. Soviel ich weiss, hält es der Föderale Dienst für die militärtechnische Zusammenarbeit für erforderlich, sich an einer neuen türkischen Ausschreibung mit der Ka-52 zu beteiligen. Viele Käufer in anderen Ländern halten es für nicht mehr nötig, sich diese Maschinen anzuschauen, und nahmen bereits Verhandlungen über den Erwerb von Ka-52- und Mi-28-Hubschraubern auf. Aber für den Rüstungsexport in Russland ist der Föderale Dienst für die militärtechnische Zusammenarbeit zuständig, der Ihnen mehr Angaben liefern könnte.

RIA: Wann werden denn die Truppen mit Hubschraubern neuer Generation in großem Stil versorgt?

Wladimir Michailow: Wenn die Flugzeugbauindustrie uns keinen Dämpfer verpasst und die Wirtschaftslage im Lande es gestattet, die Rüstungsaufgaben wenigstens nicht zu kürzen, könnte die Ka-52 „Alligator" bereits 2006 in Serie gehen, denke ich. Zwei Jahre danach soll die serienmäßige Produktion von Mi-28N-Hubschraubern aufgenommen werden. In welchen Anteilen die Luftstreitkräfte diese beiden Maschien erwerben, wird von der militärpolitischen Situation, also vom gesamten Gefahrenspektrum bestimmt. Aber gekauft werden beide Typen. Eine andere Lösung wäre mit einer Vergeudung staatlicher Mittel vergleichbar.

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